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Eigenschaften des Materials
Japangold, auch Lumi genannt, wird meist appliziert, seltener auch
schon beim Weben eines Stoffes mitverarbeitet. Lumi besteht aus einer
Seele aus Seide oder Kunstseide, die mit Goldfolie (Japangold) oder
Silberfolie (Japansilber) umwickelt ist. Aus der Zweiteiligkeit des
Materials folgen seine wichtigsten Eigenschaften:
- Wird der Faden in Z-Richtung gedreht, so legt sich die Folie
enger um die Seele und das Material verhärtet sich, bis er
drahtartig wird und wie feiner Basteldraht geknickt und gelegt
werden kann. Überdrallen führt zum Selbstverzwirnen und damit zum
Verknicken der Folienschicht, die dann eher wie mehrfach benutzte
Alufolie denn wie ein glänzendes Stickmaterial aussieht.
- Drehen in S-Richtung dagegen lockert die Folienschicht, bis sie
sich vollständig von der Seele löst und neben ihr liegt.
- Lumi sollte nach Möglichkeit gegen den Uhrzeigersinn verarbeitet
werden, da schon der geringe Drehimpuls, den das Übersticken dem
Faden beigibt, seine Eigenschaften verändern kann. Die
Stickrichtung ist dabei von innen nach aussen bzw. von rechts nach
links, von der aktuellen Richtung des Fadens ausgehend.
- Ist das Japangold gut gedreht, so lässt es sich leicht und
dauerhaft knicken oder in gleichmäßige Kurven legen. Auch
Spiralformen nimmt Lumi gerne an, wenn es zu Draht gedreht
wurde.
- Um die metallische Wirkung zu verstärken, wird Lumi traditionell
in zwei Touren pro Lage verarbeitet.
Verarbeitung
Lumi wird auf den Stoff gelegt und überstickt. Der Faden, der zum
Übersticken genommen wird, sollte in einem vor der Farbe des Japangolds
"verschwindenden" Ton gewählt werden: Ein gedämpftes Gelb für
Japangold, ein etwas dunkleres Grau für Japansilber.
- Japangold ist in Strängen erhältlich und wird vor der
Verarbeitung auf spezielle Spulen gewickelt, die meist Rollen
genannt werden. Das Lumi wird in Z-Richtung auf die Rollen
gewickelt, damit das Eindrehen des Fadens später erleichtert
wird.
- Zuerst wird der Überfaden verstickt, dann werden die Anfänge des
Japangolds am Beginn des Musters durch den Stoff gezogen. Die
Einstichstellen werden mit einem Stich des Überfadens
gesichert.
- Das Japangold wird nun in Z-Richtung gedreht, bis das Material
sich wie Draht anfühlt.
- Dann wird das Lumi nach der Vorlage gelegt und mit dem Überfaden
befestigt. Die Stiche im Befestigungsfaden sollten dabei etwa 3mm
lang sein und immer gerade über das Japangold führen. In Kurven
werden die Stiche natürlich enger gesetzt, damit das Lumi nicht aus
seiner Lage springen kann.
- Werden mehrere Lagen Japangold nebeneinander gelegt, so sollten
die Stiche versetzt sein. In einer geraden Linie ausgeführte Stiche
lenken den Blick vom Gold ab und lassen den Befestigungsfaden zu
stark hervortreten.
- Am Ende des Musters wird das Lumi abgeschnitten und wieder auf
die linke Seite des Stoffes gezogen. Der Befestigungsfaden sichert
auch diese Stelle mit einem Stich direkt über dem Loch und wird
dann sicher vernäht.
Ist Lumi waschbar? Ein Experiment.
Das Probestück wurde mit Japangold-Resten bestickt - goldfarbene
Folie über einer gelben Polyesterseele. Die Stickerei ist in einer
Abteilung einfädig, und in zwei anderen Abteilungen zweifädig gelegt.
Die dafür verwendete Technik war Knicken und Zurücksticken. Dazu kommt
eine einfädige Lumi-Spirale mit einem Zentimeter Durchmesser.
Wenn das kleine Stickbild an manche Kinderzeichnung von Schneeglöckchen
erinnert, ist das gewollt :-)
- Nach dem ersten Waschen (dunkle 30-Grad-Wäsche in der
Waschmaschine mit NoName Colorwaschmittel, bei 1200 Umdrehungen
geschleudert, nass und mit Dampf gebügelt) sind die doppelt
gelegten Abteilungen des Schneeglöckchens in sich verdreht, und an
ein paar Stellen scheint sich die Folie etwas verschoben zu haben,
da die Seele durchschimmert. Mit etwas Abstand betrachtet sieht das
Stickbild aus wie vor dem Waschen.
Auf der Rückseite hat sich an den freien Enden des Lumi die Folie
von der Seele gelöst und die einzelnen Fadenenden fächern leicht
auf. Dieses Verhalten ist dem Verhalten von Sticktwist nach der
ersten Wäsche sehr ähnlich.
- Nach dem zweiten Waschen (helle 30-Grad-Wäsche in der
Waschmaschine, bei 1200 Umdrehungen geschleudert und danach nass
und mit Dampf gebügelt): Auf der Oberseite ist das Lumi weiterhin
recht unbeeindruckt, allerdings hebt es den leichten unterstoff
merklich an. Lumi wünscht sich offensichtlich einen recht stabilen
Untergrund, wenn es gewaschen werden soll. Auf der Rückseite sind
Seele und Folie an den Enden stark ausgefranst. Bei genauer
Betrachtung der Oberseite ist an den Knickstellen die Seele
sichtbar und die verdrehten Blätter haben sich noch etwas stärker
umeinander verdreht.
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